Seit gut einem Jahr begleitet mich meine Suhr Classic S HSS – und ich kann mit Überzeugung sagen: Meine Suche nach der perfekten Strat ist beendet.
Der Weg zur Suhr Classic S
Es war ein langer Weg. Angefangen hat es damit, dass ich zu meiner Bread-and-Butter Gitarre, einer Japan made Epiphone Les Paul, eine klangliche Ergänzung haben wollte. Eine Gitarre, die den typischen Strat-Sound liefert, wie man ihn von SRV, Gilmour oder Knopfler kennt.
Das Angebot ist riesig, aber meine erste Idee war natürlich das Original: Eine Fender Stratocaster. Ich hatte viele davon in der Hand, aber nur die wirklich (für mich) unbezahlbaren Master-built-Strats gaben mir das Gefühl, die richtige Gitarre gefunden zu haben. Meine ganz persönliche Meinung ist, dass die Custom-Shop Gitarren von Fender deutlich zu hochpreisig sind für die Qualität, die man dafür bekommt, aber dafür prangt das Fender-Logo auf dem Headstock. Für mich war aber klar, dass ich bei Fender nicht fündig werde.
Mein nächster Schritt führte mich zu einer Ruokangas VSOP. Hier der Link zur Website: Ruokangas Guitars
Juha Ruokangas ist ein fantastischer Gitarrenbauer aus Finnland, dessen Gitarren qualitativ über jeden Zweifel erhaben sind. Dennoch bin ich mit meiner 3-Tone-Sunburst VSOP nie 100% glücklich geworden. Heute weiß ich warum (Auflösung erfolgt weiter unten im Text).
Ich würde aber uneingeschränkt jedem, der eine Strat-Style Gitarre sucht, empfehlen, die Ruokangas zu testen. Sie ist definitiv mehr als nur ein weiterer Strat-Klon.
Mein nächster Schritt führte mich zu Gerhard Schwarz: Schwarz Guitars
Ich erinnere mich noch gut: Ich hatte einen Artikel über Gerhard im Gitarre & Bass Magazin gelesen. Darin wurden seine Gitarren, zu recht wie ich heute weiß, in den höchsten Tönen gelobt. Gerhard ist bekannt dafür, die Gibson Klassiker auf ein neues technisches und optisches Niveau zu heben. Ich rief ihn an und fragte ihn, ob er sich vorstellen kann, eine Strat zu bauen und zu meiner großen Freude sagte er zu.
Gerhard hat die Strat aber nicht einfach gebaut. Er hat sich eine Original-60er Strat besorgt und die Gitarre genau vermessen, bevor er mit dem Bau meiner Gitarre begonnen hat. Genial!
Aus diesem Projekt entstanden 2 Strats, eine der beiden war meine und eine Zeitlang war ich sicher, sie gefunden zu haben, meine perfekte Strat.
Wie die Ruokangas war die Schwarz-Strat qualitativ auf höchstem Niveau, Verarbeitung perfekt, optisch ein Traum. Wieder Sunburst – ich komme wohl nicht los vom Klassik-Look. Am Ende war es dann aber die Bespielbarkeit, dieses klassische Setup der 60er, mit dem ich nicht 100% glücklich war.
Das war die wichtigste Erkenntnis für mich persönlich: Vintage-Look ja, Vintage-Specs nein. Ich liebe flache Fretboards, niedrige Saitenlage, Bünde aus Edelstahl, Klemm-Mechaniken, einen satin-smoothen, unlackierten Hals, ein stimmstabiles Vibrato und so weiter.
Wie ich bei Ruokangas oder Gerhard Schwarz gelernt habe, hat das alles nicht mit objektiver Qualität zu tun, sondern mit persönlichen Vorlieben.
Auftritt: Suhr Classic S HSS.
Verarbeitung
Das Champagner-Finish war im ersten Moment gar nicht mein Fall. Eigentlich wollte ich eine dunkelrote oder weiße Strat. Aber mittlerweile bin ich total begeistert davon, denn sie schimmert je nach Lichteinfall anders – mal wie eine Goldtop, manchmal silbern.
Die Verarbeitung ist makellos, überall. Lackierung, Bundierung, der Hals – einfach alles. Man merkt, dass John Suhr ein echter Meister seines Fachs ist.
Sounds
Die Cleansounds sind überragend. Glasklar, offen und dynamisch – perfekt für Blues und alles, was mit Feeling gespielt wird. Sie hat Mark Knopfler und David Gilmour in ihrer DNA.
Aber auch mit etwas Gain macht die Gitarre eine großartige Figur: Der Steg-Humbucker liefert druckvolle, runde Sounds, ohne den Strat-typischen Charakter komplett zu verlieren. In unserer Band haben wir viele verschiedene Stilrichtungen abgedeckt, bis auf ganz wenige Ausnahmen war die Suhr immer die Gitarre der Wahl.
Bespielbarkeit
Was die Suhr für mich aber unverzichtbar macht, ist die Bespielbarkeit. Ich hatte schon viele Gitarren in der Hand, aber keine fühlt sich so gut an wie diese. Der Hals ist geschmeidig, die Saitenlage perfekt eingestellt, und alles spielt sich einfach mühelos – egal ob Akkorde, Licks oder ausgedehnte Soli.
Erstaunlich ist auch die Stimmstabilität. Eigentlich sind Vintage-Tremolos nicht unbedingt für Dive-Bombs geeignet. Aber das Tremolo der Suhr macht selbst einen extremen Einsatz des Tremolo-Hebels mit, ohne dass die Stimmung leidet. Sehr cool 🙂
Fazit: Die Suhr Classic S HSS ist für mich mehr als nur ein Instrument – sie ist mein täglicher Begleiter für Rock und Blues. Sie inspiriert, statt im Weg zu stehen. Und genau das macht sie für mich so besonders.
Moment… vielleicht ist meine Reise doch noch nicht zu Ende. Eine zweite Suhr könnte sinnvoll sein…